Hubert Mania. Gauß. Eine Biografie.
Hubert Mania revidiert mit seiner Biografie das Vorurteil, Gauß und Mathematiker seien weltfremde Menschen. Gauß war kein Fachidiot. Lange Zeit schwankte er zwischen einem Studium der Philologie und der Mathematik.
Als Person war Gauß weniger spannend. Auch seine späteren Familienverhältnisse zeigen keine Besonderheiten. Gauß war zweimal verheiratet und Vater von 6 Kindern. Er zerstritt sich mit seinem Sohn Eugen, der nach Amerika auswanderte und eine Bank gründete. Gauß schloss während seines Studiums und seiner zahlreichen Tätigkeiten enge Freundschaften mit anderen Forschern.
Gerne wird die Anekdote erzählt, dass Gauß während des Schulunterrichts die Zahlen von 1-100 in kürzester Zeit summierte. Die nach Gauß benannte Summenformel war bereits in der Antike bekannt. Wahrscheinlich wurde Gauß von dem Lesen eines Buches inspiriert und hat die Formel wiederentdeckt. Bereits hier kündigte sich seine mathematische Kreativität an.
Gauß stammt aus ärmlichen Verhältnissen und die Förderung durch seinen Lehrer und die finanzielle Unterstützung des Herzogs Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig verhalf ihm zu einem Studium. Dieser Herzog verkaufte Untertanen als Soldaten an den englischen König Georg den III., um den Staatsbankrott zu vermeiden. Die verkauften Untertanen kämpften und starben sinnlos im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg.
Im Informationszeitalter des Internets bekommen wir jede gewünschte Information direkt und sofort. Vor 200 Jahren waren (Fach-)Bücher kostbar und selten. Deshalb entschied sich Gauß für ein Studium in Göttingen mit seiner weltberühmten und großen Universitätsbibliothek. Gauß erhielt das Privileg aus der Universitätsbibliothek Bücher auszuleihen.
Gauß leistete viele bahnbrechende Beiträge zur Zahlentheorie: Seine mathematische Beschreibung des Raumes (Nichteuklidische Geometrie) waren Grundlagen für Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie. Die Verschlüsselungstechnik im Internet beruht auf Gauß Zahlentheorie und auch die Statistik verwendet Gauß Grundlagen.
Gauß löste nicht nur Fragen der theoretischen Mathematik, sondern übertrug sein Wissen auf praktische Anwendungen und forschte zusätzlich in verschiedenen Bereichen.
Bei der Vermessung des Königreichs Hannover war Gauß fünf Jahre unterwegs und entwickelte ein neues Messgerät (Heliotrop) und nutzte seine neuen Berechnungsmethoden zur Korrektur von Messfehlern.
Die Biografie erzählt eine kurze Geschichte der Astronomie. Auf der Suche nach einem Planeten zwischen dem Mars und dem Jupiter entdeckten die Astronomen die Asteroiden. Mit einer neuen Methode (Methode der kleinsten Quadrate) berechnete Gauß exakt die Bahnkurven der Asteroiden Ceres und Pallas. Damit wurde Gauß international berühmt.
Als Leiter der Sternwarte in Göttingen forschte Gauß zum Magnetismus1. Zusammen mit dem Physiker Wilhelm Weber erfand und installierte Gauß den ersten elektromagnetischen Telegrafen der Welt.
In dieser Biografie erfährt der Leser viele Detailinformationen über den hervorragenden Mathematiker Gauß. Zu loben ist auch der angenehme und elegante Schreibstil. Nichtmathematiker oder technisch weniger interessierte Leser werden die mathematischen und technischen Beschreibungen nicht immer gleich verstehen.
Leser von Daniel Kehlmanns Roman Die Vermessung der Welt sollten als Ergänzung unbedingt diese Biografie lesen.
1) Die Magnetstärke wurde früher in Gauß angegeben, jetzt in Tesla.
Gauß. Eine Biografie. Hubert Mania. Rowohlt Verlag 2011
Gaußsche Summenformel
Gauß´ Lehrer gab seinen Schülern die Aufgabe, die Zahlen von 1 bis 100 zu addieren, also 1+2+3+4……+100. Gauß präsentierte seinem Lehrer schon nach wenigen Sekunden das Ergebnis.
Addiert man jeweils die erste und letzte Zahl, ergibt das immer 101: 100+1; 99+2; 98+3: das letzte Zahlenpaar ist 51+50. In dieser Reihe befindet sich 50 Mal die Summe 101.
50 * 101 = 5050 ist die Summe der Zahlen von 1 bis 100.