Picknick am Wegesrand
Einleitung
Arkadi Strugazki (* 28. August 1925 in Batumi, † 12. Oktober 1991 in Leningrad) und Boris Strugatzki (* 15. April 1933 in Leningrad; † 19. November 2012 in Sankt Petersburg) sind die bedeutendsten Autoren der sowjetischen Fantastik. Ihre seit 1959 erschienen Romane sind auch Kritik und Satire an der sowjetischen Wirklichkeit.
Geheimnisvolle Zonen
Die Menschen finden in sechs Gebieten den ZONEN, Gegenstände von Außerirdischen. Niemand hat die außerirdischen Besucher gesehen. Es ist nicht bekannt, warum sie die Erde besuchten und ob sie die Erde bereits verließen.
Um diese Zonen entstehen verschiedene soziale Aktivitäten. Das Militär sperrt diese ZONEN und Soldaten schießen auf Personen, die die ZONEN ohne Passierschein betreten. Die ZONEN sind gefährliche und geheimnisvolle Gebiete und erinnern an Lost Places. Sie können nur mit einem Schutzanzug betreten werden. Die Fauna hat sich verändert. Es entstehen physikalische Anomalien, die mit märchenhaften Namen beschrieben werden: Fliegenklatsche (Schwerkraftfallen) und Hexenküche (Gifte). Die Menschen verstehen nicht die Eigenschaften der außerirdischen Gegenstände. Einige Gegenstände vermehren sich selbstständig, speichern Energie und man kann mit ihnen Autos starten. Die Artefakte besitzen Zaubereigenschaften wie im Märchen.
Die Schatzsucher
Das Institut für Außerirdische Kulturen in Harmont, erforscht diese ZONEN. An diesem Institut arbeitet Roderic Schuchart. Eine Gruppe, die sich für die Zonen interessieren, sind die SCHATZSUCHER. Sie dringen illegal in die ZONEN ein, rauben die außerirdischen Gegenstände, um sie teuer auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Dabei riskieren sie ihre Gesundheit oder ihr Leben. Bei Kindern von SCHATZSUCHERN kommt es häufiger zu Missbildungen.
Vor seine Arbeit im Institut für Außerirdische Kulturen war auch Schuchard ein illegaler SCHATZSUCHER. Er besitzt sehr viel Erfahrung als Führer in den ZONEN. Als ein Freund bei einer Führung ums Leben kommt, fühlt er sich schuldig und beendet seine Tätigkeit im Institut für Außerirdische Kulturen.
Der Weg ins Innere
Schuchard ein grober und doch hilfsbereiter Mensch heiratet seine Freundin. Die gemeinsame Tochter erkrankt. In der ZONE soll es nach einer Legende eine Goldene Kugel geben, die jeden Wunsch erfüllt.
Nachdem bereits die vorigen Kapitel märchenhafte Begriffe verwenden, erinnert das letzte Kapitel an ein Märchen. Schuchardt begleitet von Arthur, dem Sohn eines anderen Schatzsucher, ausgerüstet mit einer Schatzkarte suchen sie die Goldene Kugel. Nachdem sie verschiedene Gefahren überstehen, erreichen sie die Goldene Kugel.
Für Schuchard existieren zwei Gebiete nebeneinander. Ein Gebiet, in dem er lebt und einigermaßen versteht, und gleichzeitig existieren die unbekannten ZONEN, die ein Geheimnis verbergen. Für Roderic ist der Gang in die unbekannte ZONE ein Gang in sein unbekanntes ICH. Er stellt sich die Frage: Wer bin ich? Er erinnert sich an Bilder aus seiner Kindheit. Er zweifelt an seiner Überzeugung immer der Herr über seine Entscheidungen gewesen zu sein. Er erkennt seine Fremdbestimmung und nur im Interesse anderer Menschen gehandelt zu haben. Das Handeln der Menschen ist auf den eigenen Vorteil und Gewinn gerichtet. Er lebt in einer Gesellschaft ohne Lebenssinn und Utopien und damit ohne Hoffnung.
Roderick benutzt Arthur als Minenhund und opfert ihn, um sicher zur Goldenen Kugel zu gelangen. Nach dem Tod Arthurs wird ihm klar, dass durch die Erfüllung seiner Wünsche sein Leben nicht glücklicher wird, und er übernimmt Arthurs Wunsch. Der Roman endet abrupt mit einer Utopie.
Glück für alle, umsonst, niemand soll erniedrigt von hier fortgehn!1
Diese Utopie erinnert an Karl Marx.
daß der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist2
Bevor ich den Titel dieses Science-Fiction-Romans erkläre, nehme ich einen kleinen Umweg, um zu zeigen, wie Alien in Science-Fiction Filmen auftreten.
Alien in Science Fiction Filmen
Alien als Aggressoren
Independence Day und Krieg der Welten
In diesen Filmen sind Alien der Menschheit technisch überlegen und planen, die Erde mit kriegerischen Methoden zu erobern. Das Ziel ist, die Herrschaft über die Menschen, die Rohstoff auszubeuten oder die Menschen sind Nahrungsmittel für die Außerirdischen. In Independence Day handeln Alien wie Menschen. Sie reisen von Planet zu Planet, um die Ressourcen auszubeuten. Dieses Verhalten ist vergleichbar mit der Phase des Kolonialismus und Imperialismus. Und eine neue Idee fordert von den Menschen, das Weltall zu erobern, um eine Rohstoffknappheit auf der Erde zu verhindern.
Der Mensch als Wirtstier
Alien 3
Dieses Alien ist nicht interessiert an der Eroberung der Erde oder den vorhandenen Rohstoffen. Hier wird der Mensch zur Brutstätte, um die eigene Art fortzupflanzen.
Alien als Retter und Erlöser
Der Tag, an dem die Erde stillstand und Unheimliche Begegnung der dritten Art.
In diesen Filmen sind Alien der Menschheit technisch überlegen. Sie möchten die Menschheit mit ihrer fortgeschrittenen Technik vor dem Untergang retten oder vor den Gefahren des technischen Fortschritts warnen. Im Science-Fiction Der Tag, an dem die Erde stillstand, besucht ein Alien und ein Roboter in friedlicher Absicht die Erde. Sie warnen die Menschheit vor dem Einsatz von Atomwaffen, weil auch Menschen auf anderen Planeten dies als tödliche Bedrohung erleben.
In dem Film die Unheimliche Begegnung der dritten Art landen Alien in der Schlussszene wie Götter auf der Erde. Hier werden Alien zu Ersatzgöttern. Das Heil und die Erlösung kommt aus dem Himmel. Man kann den Eindruck gewinnen Erich von Däniken hat das Drehbuch mitgeschrieben. Menschen begleiten die Alien in ihrem Raumschiff, um von technisch höher entwickelten Alien zu lernen.
Eine gemeinsame Sprache finden
Arrival
In Science-Fiction Filmen ist das Aufeinandertreffen von Alien und Menschen die Begegnung des maximal Fremden. Wie sich dem Fremden nähern? In diesem sehenswerten Film kommunizieren Alien mit den Menschen. Sie möchten den Menschen ihre Sprache schenken, mit der ein Blick in die Zukunft möglich ist. Die Menschen entschlüsseln die Sprache, und es entsteht ein Gespräch und Verständnis für den anderen.
Das Zusammenleben von Alien und Menschen
Men in Black und District 9
In Men in Black reisen Alien zur Erde und leben mit den Menschen gemeinsam auf Erde. Die Alien unterscheiden sich in der äußeren Erscheinung, sind ansonsten ein Spiegelbild der menschlichen Gesellschaft. Neben den vielen netten Alien leben auch Schurken auf Erde. Während in Men in Black Alien und Menschen mehr oder weniger harmonisch nebeneinander leben, gilt das für den Science-Fiction District 9 nicht. In diesem Actionfilm verlassen insektenartige Alien ihren Planeten und werden zu Flüchtlingen. Sie werden in einem Lager untergebracht und sollen in einer Zeltstadt fernab der menschlichen Zivilisation umgesiedelt werden. Diese Alien erleben die rassistischen Vorurteile, die gegenüber Flüchtlingen und Ausländern bestehen.
Kosmische Reisende
Nun zum Titel des Romans Picknick am Wegesrand, für den zwei Erklärungen bestehen. Es werden Picknicks am Rande der ZONEN angeboten, als Nervenkitzel, um den Menschen das Gefühl zu geben, der gefährlichen Zone und den Alien sehr nahe zu sein. Zu den oben genannten Beispielen über das Auftreten von Alien in Science-Fiction bietet dieser Roman eine weitere Variante an. Für den Wissenschaftler Prof. Pillmann in dem Roman waren Alien auf einer kosmischen Reise. Sie trafen auf ihrer Reise auf einen kleinen Felsbrocken im Weltall; die Erde. Unterbrachen ihre Reise und nutzten die Erde als Raststätte. Machten vor der Weiterreise ein Picknick und ließen wie bei einem Picknick üblich verschiedene Sachen zurück. Diese Alien hielten die Erde und deren Bewohner anscheinend für langweilig und uninteressant. Für mich eine sympathische Erklärung.
Der Roman Picknick am Wegesrand in der Popkultur
Film:Stalker
Der russische Regisseur Andrei Tarkowski (* 4. April 1932 † 29. Dezember 1986 ) bekannt durch die Verfilmung von Stanislaw Lems Science-Fiction Solaris verfilmte den Roman 1979 unter dem Titel Stalker. Die Brüder Strugatzki schrieben das Drehbuch. Bei dem Film handelt es überwiegend um die Verfilmung des letzten Kapitels. Die Goldene Kugel wird durch ein Wunschzimmer ersetzt. Der Stalker, „Wegführer“, führt einen Naturwissenschaftler und einen Schriftsteller zu dem Wunschzimmer. Der Schriftsteller hofft, nach dem Besuch des Wunschzimmers neue Ideen für literarische Texte zu finden. Der Wissenschaftler möchte das Zimmer zerstören, damit es nicht von einem Verrückten missbraucht wird. Die drei Männer diskutieren auf dem Weg zum Wunschzimmer die Frage, ob der Mensch nach der Erfüllung seiner Wünsche wirklich glücklich ist.
Der Film endet mit einem Gedicht des russischen Lyrikers Fyodor Tyutchev. Dieses Gedicht übertrug die isländische Popsängerin Björk ins Englische und veröffentlichte ihn als Song auf ihrer LP Volta.
Computerspielreihe S.T.A.L.K.E.R
2007 erschien das Computerspiel S.T.A.L.K.E.R Shadow of Chernobyl der ukrainischen GSC Gameworld.
Die Handlung wird in die Umgebung des Kernkraftwerks Tschernobyls verlegt. Wie auch im Roman sammelt der Stalker wertvolle Artefakte, die teuer verkauft werden. Zusätzlich wird der Stalker von tierischen und menschlichen Mutanten bedroht. Der Spieler dringt immer weiter in die Zone vor, bis zum Sarkophag des Kernreaktors. Anstelle der Goldenen Kugel befindet sich im Sarkophag ein Monolith. Das Computerspiel ist eine Kombination aus Ego Shooter und Rollenspiel und erinnert an die Grafik von Gothic.
Fortgesetzt wurde die Reihe mit Stalker: Clear Sky und Stalker: Call of Pripyat.
Alien in der Rockmusik
Judas Priest der Song Invader.
Die Band wurde 1969 gegründet und begann als Blues und Rock Band und benannte sich nach einem Song von Bob Dylan „The Ballad of Frankie Lee and Judas Priest“
Judas Priest haben die Musikrichtung Heavy Metal entscheidend geprägt und auch mit ihrem äußeren Erscheinungsbild gekleidet in Leder, Lack und Nietenarmbändern prägten sie den Modestil der Metalszene.
Stained Class ist das vierte Studioalbum und erschien 1978.
Schon beim Intro des Songs Invader besteht das Gefühl, die Ladung eines außerirdischen Raumschiffs zu erleben.
Vielleicht wurde der Song auch von der amerikanischen TV Science-Fiction Serie The Invaders (1967-1968) beeinflusst. Im ZDF lief diese Serie von 1970 bis 1971 unter dem Titel „Invasion von der Wega“.
Die ersten Textzeilen in dem Song erinnern an das Intro aus der Serie The Invaders.
I came across a smoking field, pulsating afterglow I saw a seering flash of light erupt and skyward go I staggered back in dazed surprise What was it I had seen?
Der Songtext wurde sicherlich auch von B-Movie, Science-Fiction der 50er und 60er-Jahre inspiriert. In diesem Song kommen die Außerirdischen nicht mit freundlichen Absichten. Die Außerirdischen greifen die Erde an, um sie zu erobern und die Menschen zu unterdrücken. Die Menschen auf der Erde können sich nur gemeinsam gegen die Außerirdischen verteidigen.
Picknick am Wegesrand. Arkadi und Boris Strugatzki. Aus dem Russischen von Aljonna Michel. Das Nachwort von Stanislaw Lem übersetzte Friedrich Griese aus dem Polnischen. Suhrkamp Taschenbuch 670. 20.Auflage 2020
1) S. 188
2) K.Marx, Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung (1844). MEW 1, 378-391
Polaris 10. Ein Science Fiction Almanach. Arkadi und Boris Strugatzki gewidmet. Herausgegeben von Franz Rottensteiner. Phantastische Bibliothek Band 171. Suhrkamp Taschenbuch 1248. Erste Auflage 1986.
Science-Fiction
- Der Tag, an dem die Erde stillstand (1951), Regisseur: Robert Wise
- Der Tag, an dem die Erde stillstand (2008), Neuverfilmung, Regisseur: Scott Derrickson
- Krieg der Welten (2005), Regisseur: Steven Spielberg
- Alien 3 (1992), Regisseur: David Fincher
- Independence Day (1996), Regisseur: Roland Emmerich
- Unheimliche Begegnung der dritten Art (1977), Regisseur: Steven Spielberg
- Arrival (2016), Regisseur: Denis Villeneuve
- Men in Black (1997), Regisseur: Barry Sonnenfeld
- District 9 (2009), Regisseur: Neill Blomkamp