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Frederick Douglas. Mein Leben als Amerikanischer Sklave

Einleitung

Die Sklaverei beschränkte sich nicht auf die Südstaaten der USA, sondern war Praxis in den gesamten USA. Frederick Douglas (* 1817 oder 1818 im Talbot County, Maryland; † 20. Februar 1895) war Sklave in Maryland, einem Bundesstaat an der Ostküste der USA. Narrative of the Life of Frederick Douglas, an American Slave ist ein authentischer Bericht über sein Leben als Sklave in den USA. Er beschreibt das System Sklaverei und erzählt über seine Flucht aus der Sklaverei.

Das System Sklaverei

In der Sklaverei wird der Mensch zur Ware,

eine bewegliche Sache3 

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und zum Eigentum des Besitzers mit einer absoluten Verfügungsgewalt. Damit der Besitzer den Sklaven wie einen Gegenstand benutzt und der Sklave sich als Gegenstand akzeptiert, wird der Sklave zuerst entmenschlicht.
Man nimmt den Menschen ihre persönliche Lebensgeschichte und zerstört die sozialen Bindungen. Frederick Douglas wurde bereits direkt nach seiner Geburt von seiner Mutter getrennt und auch sein Vater ist ihm nicht bekannt. Bis zum frühen Tod seiner Mutter entstehen keine Gefühle zu seiner Mutter. Er kennt nicht sein eigenes Geburtsdatum und weiß nicht, warum ihm im Gegensatz zu weißen Kindern dieses Wissen vorenthalten wird.
Die Sklaven vertreten merkwürdige Werte: Das Leben als Sklave ist schlimm, aber noch fürchterlicher ist es, der Sklave eines armen Herrn zu sein.
Gleichzeitig wurde das System der Sklaverei juristisch und politisch abgesichert. Die Sklaverei wurde mütterlicherseits weitergegeben. Die Kinder einer Sklavin waren automatisch Sklaven, und das System der Sklaverei konnte so weiterleben.
Gleichzeitig waren Sklavenhalter im Kongress vertreten und für die Gesetzgebung zuständig. Edward Lloyd, auf dessen Plantage Frederick Douglas lebte, war auch zeitweise Gouverneure von Maryland.
Ein schöner großer Garten und prächtige Stallungen für die Pferde waren der Kontrast zur Unterbringung der Sklaven, die auf dem nackten Fußboden schliefen.
Die Sklaven waren der Willkür der Aufseher ausgeliefert. Das Auspeitschen gehörte zum Alltag. Als „Ware“ hatten die Sklaven keinerlei Rechte. Selbst der Mord an einem Sklaven wurde juristisch nicht verfolgt.

Frederick Douglas. Mein Leben als amerikanischer Sklave. Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Hans-Christian Oeser. Mit einem Nachwort von Hannah Spahn. 2022 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH.

Eine entscheidende Veränderung in Frederick Douglas‘ Leben.

Frederick Douglas wird Sklave der Familie Auld in Baltimore. Mrs Auld zeigt gegenüber Douglas menschliche Gefühle und bringt ihm das Alphabet bei. Dies verhindert ihr Ehemann mit folgenden Argumenten.

Lernen würde den besten Nigger der Welt verderben.1

Es würde ihn als Sklaven für immer unbrauchbar machen.1

Ein Nigger sollte nichts weiter können, als seinen Herrn zu gehorchen – zu tun was man ihm sagt.1

Nachdem Frederick Douglas diese Argumentation hört, wird er sich über sein elendes Leben bewusst und sieht gleichzeitig den Weg aus der Sklaverei: Schreiben und Lesen lernen; Bildung.
Als Sklave, der von seinem Eigentümer an verschiedene Plantagenbesitzer vermietet wird, erlebt er die verschiedenen Grausamkeiten seiner „Master“.
Keine ausreichende Ernährung und für jedes kleine „Fehlverhalten“ wird er ausgepeitscht. Für die Sklavenhalter wird die Religion ein Deckmantel für das Auspeitschen der Sklaven. Sklavenhändler und Kirchenvertreter machen gemeinsame Sache.
Doch Frederick Douglas erträgt seine Situation nicht passiv.
Er wehrt sich erfolgreich mit Gewalt gegen seine Auspeitschung. Dieser Erfolg stärkt sein Selbstvertrauen und er sieht, Sklavenhalter sind nicht unbesiegbar. In einer Sonntagsschule bringt er anderen Sklaven das Alphabet bei. Diese Ereignisse stärken seine Entschlossenheit, frei zu kommen. Er will aus sich dem Sklaven wieder einen Menschen machen, denn der Sklave

darf in der Sklaverei keine Ungereimtheiten entdecken; er muss dazu gebracht werden, die Sklaverei richtig zu finden; und dazu kann er nur gebracht werden, wenn aufhört, ein Mensch zu sein.2

Douglas schildert auch den Übergang von der Sklaverei zu der eines freien Arbeiters. Sein Sklavenhalter erlaubt ihm, sich einen Job zu suchen und damit über seine Zeit zu verfügen. Der Sklavenhalter ist nicht mehr für den Lebensunterhalt zuständig, doch Douglas tritt den größten Teil seines Verdienstes an den Sklavenhalter ab. Für ihn eine weitere Erkenntnis: Er wird als Sklave nicht nur unmenschlich behandelt, sondern auch ausgebeutet.
Die weißen Segel der Schiffe auf dem Chesapeake werden für Douglas zu einem Freiheitssymbol und stärken seinen Freiheitswillen.
Ihm gelingt die Flucht aus der Sklaverei, und er wird zu einem begehrten Vortragsredner der Anti-Slavery Society.

Zusammenfassung

Der Bericht ist ein Zeugnis aus erster Hand über die amerikanische Sklaverei. Douglas war ein Opfer der Sklaverei. Doch mit seiner starken Persönlichkeit akzeptierte Douglas nicht seine Opferrolle, und er wird damit zum Vorbild für viele unterdrückte Menschen.
Ein Weg aus der Unterdrückung ist für ihn; Bildung, denn Wissen ist Macht.
Dazu gehörte auch auf die Gewalt der Sklavenhalter mit Gegengewalt zu antworten.
Ein Leben in Freiheit war für Douglas nur möglich, indem er aus der Sklaverei floh. Zwei Jahre nach seiner Flucht veröffentlichte er seinen Bericht mit dem Ziel, die unmenschliche Sklaverei mit seinen aufrüttelnden Beschreibungen zu beseitigen.
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Popmusik – Alles ist Blues.

Zu den Baumwollplantagen in den Südstaaten der USA gehört auch das Klischee der singenden Sklaven bei der Arbeit. Beim Gesang der Sklaven fühlte Frederick Douglas zum ersten Mal, wie Sklaven entmenschlicht werden, denn

Charley Patton – Spoonful Blues (Delta Blues 1929)

Meist singen Sklaven, wenn sie am unglücklichsten sind4.

Son House „Death Letter Blues“
Booker (Bukka) White – Aberdeen Mississippi Blues

Die Musikrichtung, die aus dem Gesang der Sklaven entstand, ist der Blues, eine traurige und melancholische Musik. Die heutige Rock- und Jazzmusik ist ohne den Blues nicht vorstellbar.
Frühe Formen des Blues entstanden bereits im 19. Jahrhundert in den Südstaaten der USA. Eine Stilrichtung ist der Delta Blues. (Der Begriff Delta verweist auf die Region zwischen den Flüssen Mississippi und Yazoo, gemeint ist nicht das Mündungsgebiet des Mississippi). 
Zu seinen frühesten Vertretern gehört Charley Patton (1891 bei Bolton, Mississippi; † 28. April 1934 in Indianola, Mississippi). Er hatte Einfluss auf viele andere Bluesmusiker. Patton ist nicht der „Erfinder“ des Blues. Aber er ist einer der ersten Bluesmusiker, der seine Songs auf Schallplatten veröffentlichte.
Sein Vater Henderson Chatmon war ein ehemaliger Sklave. 1901 zog die Familie auf die Dockery Plantation, eine große Baumwollfarm. Charley Patton lernte bereits früh Gitarre spielen bei dem Tagelöhner Henry Sloan. Er musste sich gegen seinen streng religiösen Vater durchsetzen, für den Tanzmusik als Sünde galt.
Die Dockery Plantation wurde zur Geburtsstunde des Delta Blues, und durch den Ruhm Pattons wurde die Dockery Plantation zu einem Treffpunkt vieler anderer Bluesmusiker. (unter anderem Son House, Bukka White, Robert Johnson, Howlin’ Wolf, John Lee Hooker)5
Ungefähr ab 1907 wurde Charley Patton ein professioneller Musiker und innerhalb weniger Jahre zu einer zentralen Figur in der lokalen Musikszene. Er diente vielen aufstrebenden Bluesmusikern der Region als Vorbild.
Charley Patton wurde für Auftritte gebucht und als herausragender Entertainer bekannt und konnte von seinen Auftritten gut leben. Patton hatte sowohl schwarze als auch weiße Zuhörer.
Zu dieser Zeit waren Schallplatten als Musikmedium noch nicht weit verbreitet und von den ländlichen Musikern wurde erwartet, dass sie alles spielten, was ihr Publikum hören wollte. Patton verfügte über ein umfangreiches Repertoire. Neben dem Blues auch Countrymusik, Gospel, religiöse Musik und Balladen aus dem 19. Jahrhundert.
Er sang mit einer lauten und rauen Stimme und spielte einen rohen und ursprünglichen Blues, den man im Studio ungefiltert aufnahm. Die Texte seiner Lieder waren kaum zu verstehen, was auch an der schlechten Aufnahmetechnik lag.
In Aufnahmesessionen zwischen 1929 und 1930 wurden seine frühen Kompositionen bei Paramount aufgenommen. Nach dem Ende der Weltwirtschaftskrise erfolgten 1933 weitere Aufnahmen.
Charlie Patton wurde in den 60-iger Jahren des letzten Jahrhunderts wieder entdeckt.

Frederick Douglas. Mein Leben als amerikanischer Sklave. Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Hans-Christian Oeser. Mit einem Nachwort von Hannah Spahn. 2022 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH.
1) ebd. S.35
2) ebd. S.91
3) ebd. S.120
4) ebd. S.18
5) WIkipedia. Abgerufen am 9.Juni 2022.
Discovermusic. Charley Patton – The First Rock and Roller? Published on April 22, 2022 by Sophie. Abgerufen am 9.Juni 2022.
Charlie Patton – Folksinger by Elijah Wald. Abgerufen am 9.Juni 2022

Elijah Wald. Der Blues. Eine kleine Einführung. Aus dem Englischen übersetzt von Michael Müller. Reclams Universal-Bibliothek Nr. 18870.

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