Foto: Udo Weier. Duisburg, Platzhirsch Festival 2022.

Elijah Wald. Der Blues. Eine kleine Einführung

Was ist Bluesmusik?

Wald nennt verschiedene Definitionen der Bluesmusik und beginnt mit einer musiktheoretischen Erklärung

-zwölf Takte, dreiteiligen Text-2

Weiterhin wie der Blues emotional auf Zuhörer wirkt. Es ist eine melancholische, traurige und herzergreifende Musik, ähnlich dem Flamenco oder dem griechischen Rembetiko. Die Bluessängerin Marie Cahill sang 1917

The Blues ain’t nothing but a good man feeling bad3

Der Blues ist nicht anderes als ein guter Mann, der sich schlecht fühlt3

Elijah Wald. Der Blues. Eine kleine Einführung. Aus dem Englischen übersetzt von Michael Müller. Reclams Universal-Bibliothek Nr. 18870.

Selbstverständlich erhalten Künstler von Plattenfirmen auch das Label Blues um die Plattenverkäufe zu steigern.
Der Blues ist die traditionelle Musik der Farbigen mit Verbindungen zur westafrikanischen Musik. Ein Ursprung des Blues waren die Work songs und Field holler. Field holler sind melodische Rufe der schwarzen Feldarbeiter um anderen Arbeitskollegen u. a. mitzuteilen, wo man sich gerade befand. Die von Arbeitsgruppen gesungenen Lieder enthielten das in der afrikanischen Musik bekannte call-and-response Schema. Eine Art Wechselgesang. Ein Vorsänger sang eine Zeile und eine Gruppe antwortete mit einem Gesang. Diese Form wurde zu einer grundlegenden Struktur des Blues.
Weiterer Einflüsse sind religiöse Lieder, Gospels, Spirituals und europäische Kirchenlieder. Somit kam es auch zu einem afro-europäischen Austausch. Die Bluesmusiker übernahmen Textzeilen aus älteren und ländlichen Volksliedern. Zu dieser Zeit wurde noch niemand wegen Diebstahl von geistigen Eigentum angeklagt.
W. C. Handys Memphis Blues wurde der erste auf Schallplatte aufgenommene Blues. Die damals tonangebenden Tanzlehrer Vernon und Irene Castle nahmen den Memphis Blues als Begleitmusik zu einem neuen Tanz: dem Foxtrott.
Das neue Medium Schallplatte führte zu einer Verbreitung des Blues. Damit wurden auch Farbige interessant für die Musikindustrie als Konsumenten von Musik und dem Kauf von Schallplatten. Für farbige Zuhörer wurden die race records aufgenommen. Mit Einführung der Rhythm and Blues Charts erhielt die Musikindustrie einen Überblick über den Musikgeschmack der farbigen Bevölkerung. In diesen Charts waren nicht nur „reine“ Blues Titel vertreten.
Die ersten erfolgreichen Blueskünstlerinnen waren die blues Queens (z. B. Bessie Smith). Schnell entstanden auch unterschiedliche regionale Blues Stile. Mit der Binnenwanderung der Farbigen in die amerikanischen Großstädte entstand ein moderner Blues, der Urban Blues oder City Blues. Hier wurde der Blues zur Unterhaltungsmusik.
Der Blues stand in Konkurrenz zu anderen Musikstilen wie dem Swing. Noch lebten die meisten Musiker von Liveauftritten und wollten sich aus kommerziellen Gründen nicht auf einen musikalischen Stil festlegen. Die Folge war ein intensiver Austausch zwischen Musikern verschiedener Musikstile.

W.C. Handy – Memphis Blues

Der Blues und die Countrymusik

Hank Williams, ein Country Sänger, trug bei seinen Auftritten einen Stetson („Cowboy Hut“). Nicht alle seine Lieder hatten die Bluesform. Wegen seiner gefühlvollen Lieder war er für die afroamerikanischen Künstler ein Sänger, der sich der Blues Form näherte4. Aber auch bei dem Blues Yodel von Jimmie Rodger handelt es sich um einen zwölftaktigen Blues. Jimmie Rodgers, den man auch als den Vater der Countrymusik bezeichnet5, spielte auch mit dem Jazz Trompeter Louis Armstrong.
Die Allen Brother (Old-Time Music, Folk) nahmen den Chattanooga Blues auf. Ein Stück der Blues Sängerin Ida Cox. Da die Plattenfirma  Ähnlichkeiten zu Bluesmusikern sah, warb sie mit einer Karikatur von zwei Schwarzen für die Platte. Dagegen wehrte sich das Duo. Sie befürchteten, man hielte sie für schwarze Künstler und weiße Agenten würden sie nicht mehr buchen. Ein Hinweis auf die Rassentrennung in den USA.
Ein weiteres Kapitel beschreibt den Zusammenhang zwischen Jazz und Blues und der Sprache des Blues. So wird der ländliche Blues zu einer wichtigen Quelle für den Jazz

…schaffte man etwas Neues und Originelles, indem man etwas von anderen übernahm, es umarbeitete und bisschen was Eigenes hinzufüge.6

Dieses Zitat beschreibt präzise die Entstehung des Blues und die Weiterentwicklung des Blues als Bestandteil des Jazz, der Rock- und Popmusik.

Zusammenfassung

Im Anhang findet der Leser ein hilfreiches Glossar mit wichtigen Begriffen zur Bluesmusik.
Zusätzlich findet der Leser Diskografische Hinweise zu bestimmten Interpreten und Stilrichtungen.
Dieser Reclam-Band ist eine sehr kurze Einführung über die Ursprünge des Blues, was Bluesmusik „ist“, und wie er andere Musikstile prägte.

1) Elijah Wald. Der Blues. Eine kleine Einführung. Aus dem Englischen übersetzt von Michael Müller. Reclams Universal-Bibliothek Nr. 18870.
2) ebd. S. 12
3) ebd. S. 7
4) ebd. S. 176 ff
5) ebd. S. 166 ff

6) ebd. S. 193

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