Christopher Nolan. Interstellar – Dylan Thomas. Do not go gentle into that good night.
Der Science-Fiction-Film Interstellar von Christopher Nolan
Klimaveränderungen, Pflanzenschädlinge und riesige Sandstürme vernichten die Ernten der Menschheit. Für die gesamte Menschheit werden in absehbarer Zeit nicht mehr genügend Nahrungsmittel vorhanden sein. Das Aussterben der Pflanzen verringert die Sauerstoffproduktion, und der Menschheit droht der Erstickungstod. Der technologische Fortschritt kommt zum Stillstand, weil Forschungsmittel eingefroren wurden. Die frei werdenden Mittel werden für die Produktion von Lebensmitteln eingesetzt.
In dieser apokalyptischen Phase arbeitet die NASA im Geheimen weiter und schickt Astronauten durch ein Wurmloch in eine andere Galaxie, um ein neues Zuhause zu finden. Drei Planeten scheinen geeignet zu sein. Eine Crew mit dem ehemaligen NASA-Piloten Cooper fliegt zu den Planeten, um die Lebensbedingungen genauer zu untersuchen. Keiner der Planeten ist für die Menschheit bewohnbar. Während für die Astronauten nur Stunden verstreichen, vergehen auf der Erde mehrere Jahre und aus Coopers Kindern werden Erwachsene.
Cooper fliegt durch ein Schwarzes Loch, und landet in einem Tesserakt. In diesem Tesserakt bewegt sich Cooper im Raum und in der Zeit. Er kommuniziert als „Geist“ hinter dem Bücherregal mit seiner Tochter über Morsezeichen in verschiedenen Zeitenabschnitten. Er übermittelt seiner erwachsenen Tochter Daten, mit denen sie eine Theorie löst, um die Menschheit auf einer Raumstation um den Saturn zu evakuieren.
Im Mittelpunkt des Films steht die Beziehung zwischen Cooper und seiner Tochter. Immer nahe am Kitsch. Im Weltraum gelten die Gesetze der Physik und der Mathematik. Ereignisse lassen sich berechnen und vorhersagen. Coopers Beziehung zu seiner Tochter ist der Kontrast zur kalten Logik des Weltraums. Beziehungen, Emotionen und Empathie zwischen Menschen sind mit Mathematik nicht zu lösen.
Der Film legt viel Wert auf wissenschaftliche Genauigkeit. Der Physiknobelpreisträgers Kip Thorne wirkte als wissenschaftlicher Berater. Doch gibt es Logiklöcher: Cooper gelangt lebend durch das Schwarze Loch. Kommuniziert dann mit seiner Tochter und gelangt dann selber auf die Raumstation um den Saturn.
Der Film hat atemberaubend schöne Bilder und erinnert streckenweise an Stanleys Kubricks Meisterwerk 2001 Odyssee im Weltraum.
Wenn auch Cooper die Erde verlässt und auf einem anderen Planeten weiterlebt, so zeigt der Film, dass ein Aufenthalt für die Menschen im Weltall sehr ungemütlich ist, und die Erde für den Menschen für lange Zeit das einzige Heim bleiben wird. Wenn Candide in Voltaires Roman sagt, >>aber wir haben in unserem Garten zu arbeiten.<<1, dann heißt das auch, mit unserer Erde pfleglich umzugehen.
Interstellar ist ein sehr guter Unterhaltungs- und Science-Fiction-Film.
Dylan Thomas. Do not go gentle into that good night
Der Film zitiert dreimal ein Gedicht des Lyrikers Dylan Thomas, Do not go gentle into that good night. Es ist sein berühmtestes Gedicht. Dylan Thomas2 wurde 1914 geboren und ist ein walisischer Dichter. (Dylan Thomas war der Namenspate von Bob Dylan übernahm3)
Das Gedicht hat keinen Titel und wird nach der ersten Zeile benannt, die in allen Strophen wiederkehrt. Das Gedicht verflucht den Tod. Der Mensch soll sich mit seiner gesamten Kraft gegen den Tod kämpfen. Gleichzeitig verherrlicht das Gedicht das Leben. Das Leben ist zu kostbar und der Mensch sollte es sinnvoll nutzen, damit wir in der Todesstunde nichts bereuen.
In Interstellar wird das Gedicht zu einem Leitgedanken. Interstellar zeigt den Überlebenswillen der Menschen.
Iggy Pop rezitiert das Gedicht auf seiner 18. Studio LP Free
Die englische Fassung4
Do not go gentle into that good night,
Old age should burn and rave at close of day;
Rage, rage against the dying of the light.
Though wise men at their end know dark is right,
Because their words had forked no lightning they
Do not go gentle into that good night.
Good men, the last wave by, crying how bright
Their frail deeds might have danced in a green bay,
Rage, rage against the dying of the light.
Wild men who caught and sang the sun in flight,
And learn, too late, they grieved it on its way,
Do not go gentle into that good night.
Grave men, near death, who see with blinding sight
Blind eyes could blaze like meteors and be gay,
Rage, rage against the dying of the light.
And you, my father, there on the sad height,
Curse, bless, me now with your fierce tears, I pray.
Do not go gentle into that good night.
Rage, rage against the dying of the light.
Übersetzung von Curt Meyer-Clason4
Geh nicht gelassen in die gute Nacht,
Brenn, Alter, rase, wenn die Dämmerung lauert;
Im Sterbelicht sei doppelt zornentfacht.
Weil keinen Funken je ihr Wort erbracht,
Weise – gewiss, dass Dunkel rechtens dauert-,
Geh nicht gelassen in die gute Nacht.
Wer seines schwachen Tuns rühmt künftige Pracht
Im Sinken, hätt nur grünes Blühn gedauert,
Im Sterbelicht bist doppelt zornentfacht.
Wer jagt und preist der fliehenden Sonne Macht
Und lernt zu spät, dass er nur sie betrauert,
Geh nicht gelassen in die gute Nacht.
Wer todesnah erkennt im blinden Schacht,
Das Auge blind noch blitzt und froh erschauert,
Im Sterbelicht ist doppelt zornentfacht.
Und du mein Vater dort auf der Todeswacht,
Fluch segne mich, von Tränenwut vermauert.
Geh nicht gelassen in die gute Nacht.
Im Sterbelicht ist doppelt zornentfacht.
1) Voltaire. Candide oder der Optimismus. Aus dem Französischen von Stephan Hermlin. Mit einem Nachwort von Ingrid Peter.Diogenes Verlag AG Zürich. Copyright 1991
S.175
2) Dylan Thomas. Wikipedia. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Dylan_Thomas
3) Bob Dylan. Chronicles. Volume One. Verlag Hoffmann und Campe. 1.Auflage 2004. Deutsch von Kathrin Passig und Gerhardt Hentschel.
S.82 ff
4) Dylan Thomas. Windabgeworfenes Licht. Gedichte Englisch/Deutsch. Carl Hanser Verlag. 3.Auflage 2021.