Auf die Schuhe starren: My Bloody Valentine und slowdive
My Bloody Valentine, der Titel eines kanadischen Horrorfilms, gründeten sich 1983. Mitglieder der Band waren Kevin Shields, Colm Ó Cíosóig, Debbie Googe, die Sängerin und Gitarristin Bilinda Butcher und der ursprüngliche Sänger Dave Conway. Viele Songs schrieb der Bandleader Kevin Shields, der als Perfektionist gilt und ständig neue Sounds kreierte. Der Musikstil der Band gehört zum Shoegazing und Art-Noise.
Der Song Only Shallow erschien 1991 auf dem zweiten, nicht kommerziell erfolgreichen Studioalbum Loveless, und begründete das Musikgenre des Shoegazing. Die Fertigstellung der LP verlief chaotisch, dauerte zwei Jahre, kostete 250000 Pfund und brachte das Label Creation Records an den Rand des Bankrotts.
Der Song Only Shallow ist charakteristisch für die LP Loveless. Den Gegensatz zu dem brachialen, kraftvollen Gitarrenlärm und massiven Gitarrenwänden bilden einprägsame Popmelodien. Mit dem gefühlvollen Gesang von Bilinda Butcher, der nicht von „dieser Welt“ zu stammen scheint, klingt der Song träumerisch und psychedelisch.
Shoegazing (deutsch: auf die Schuhe starren) ist ein ironischer und abwertender Begriff der britischen Musikpresse für Musiker, die scheinbar ständig auf ihre Schuhe blicken. Die Musikpresse reagierte auf den Musikstil teilweise mit einer feindlichen Ablehnung.
Tatsächlich bedienten die Musiker Effektgeräte, um den Sound durch Rückkoppelungen, Verzerrungen, Delay und Hall (Reverb) zu verändern.
Die Texte sind eher belanglos und der Gesang sollte eher den atmosphärischen Sound verstärken. Dazu passt auch, dass die Bandmitglieder irgendwie abwesend und in sich gekehrt spielten und ihre Auftritte ohne Showelemente absolvierten.
Eine weitere wichtige Shoegazing Band ist slowdive, die ich im Juni 2024 live hörte. Die Band spielte zwischen 1989 und 1995 Live-Konzerte und ist seit 2014 wieder in der Originalbesetzung zusammen. Bei slowdive gibt es viel Gitarrenlärm, kombiniert mit schönen Popmelodien. Insgesamt klingt der Sound etwas ruhiger und durch den Gesang Rachell Goswells entsteht eine träumerische und ambiente Stimmung.
Shoegazing besaß nie eine große Massenpopularität. Das Label Creation Records beendet 1995 die Zusammenarbeit mit slowdive und nahm die vielversprechende Band Oasis unter Vertrag. Schnell wurde Shoegazing durch den kommerziell erfolgreicheren Britpop und Grunge abgelöst. Doch erlebte das Genre eine Renaissance in den letzten Jahren durch neue junge Zuhörer.